Ein kleiner Rückblick
Durch die Wirkung zweier Weltkriege und der Tatsache, dass Riedenberg in früherer Zeit weder eine eigene Kirche noch ein eigenes Bürgermeisteramt besaß – und seit dem Jahre 1810 als Filiale der Gemeinde Birkach zugeordnet war – sind aus der Anfangszeit unserer Wehr so gut wie keine Unterlagen vorhanden.
Den im Stadtarchiv vorhandenen Protokoll des Bürgermeisteramtes Birkach vom 27. Juli 1919 ist zu entnehmen, dass die damalige Pflichtfeuerwehr der Gemeinde Birkach inklusive Filiale Riedenberg in eine Freiwillige Feuerwehr umgewandelt werden sollte. Dieses Vorhaben wurde drei Jahre später verwirklicht. Anlässlich einer deshalb am 6. Mai 1922 erfolgten Sitzung wurde der damalige Kommandant Jäger vom Bürgermeisteramt mit der Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr beauftragt. Dazu erging dann unter anderem folgernder einheitlicher Beschluss:
Riedenberg bleibt nach wie vor der Freiwilligen Feuerwehr Birkach unterstellt, übt jedoch selbständig unter der Leitung eines eigenen Zugführers. Die damalige Sollstärke für die Abteilung Riedenberg war mit 35 Mann vorgesehen. Auf Grund dieser Sachlage ist als Beginn der Eigenständigkeit der Riedenberger Feuerwehr das Jahr 1922 angenommen worden. Verantwortlich für die Leitung waren als Zugführer Julius Krämer und dessen Stellvertreter Emil Frank. Wie aus den noch vorhandenen spärlichen Aufzeichnungen und Informationenquellen zu entnehmen ist, war seinerzeit in der Turnhalle, die dem Gesang- und Turnverein gehörte, ein Wagen mit Steig- und Schiebleiter, sowie eine Handspritze mit unterbrochenem Wasserstrahl stationiert. Das vorerwähnte Gebäude dient übrigens auch heute noch – wenn auch in etwas modernisierter Form – der jetzigen Wehr als Gerätehaus.
Im Protokoll der Gemeinde Birkach vom 21. April 1928 ist als neuer Zugführer Karl Wais erwähnt. Schon in dieser Zeit wurden auch aus der Bevölkerung klagen über die primitive Unterbringung der Feuerwehr laut. Unter anderem erging auf Antrag des Gemeinderates Otto Wais der Beschluss, dass der damalige Ortsbrandmeister, der Anwalt und der Fronmeister geeignete Plätze für die Einrichtung eines Gerätehauses in Augenschein nehmen sollten. Wie es den Anschein hat, konnten diese Pläne bis in die heutige Zeit nicht verwirklicht werden.
Aus dieser Zeit ist auch bekannt, dass im Jahre 1930 die Feuerwehrsteuer erhöht werden sollte, da die jungen Leute bei der Feuerwehr keinen Dienst leisten wollten und darüber hinaus die ausrückenden Älteren auslachten. Mitte der 30er Jahre zogen dunkle Wolken herauf. Für eine kurze Zeit konnte die Feuerwehr ihre Selbständigkeit noch erhalten. 1936 wurden die Freiwilligen Feuerwehren dann jedoch in eine Polizei-exekutive umgewandelt. Der Beginn des zweiten Weltkrieges brachte auch für unsere Wehr erheblich Probleme. Einerseits wurden die Aufgaben wesentlich erweitert und andererseits musste erfahrene Feuerwehrmänner wegen ihrer Einberufung zu Wehrmacht ersetzt werden. Aus diesem Grunde wurden ältere Bürger der Jahrgänge 1890-1900 und jüngere der Jahrgänge 1920-1922 am 3. August 1940 einer Musterung auf Feuerwehrtauglichkeit unterzogen. Insgesamt handelte es ich um 55 Personen.
Im gleichen Jahr stellte der Verwaltungsrat an das Bürgermeisteramt den Antrag, die Turnhalle Riedenberg (Magazin) mit einer Trennwand und zwei Toren mit Ausgang nach Süden zu versehen. Billigste und schnellste Ausführung war erwünscht, da durch die zusätzlichen Aufgaben gerechnet werden musste. Die seinerzeitige Mannschaftsstärke betrug 1/30. Als Kommandant ist Löschmeister Erwin Schempp erwähnt. Durch die in den letzen Kriegsjahren zunehmenden Angriffe der angloamerikanischen Luftwaffe wurde auch die durch die Kriegwirren noch verbliebene Rest unserer Wehr – überwiegend bestehend aus betrieblich UK gestellten Kräften – stark in Anspruch genommen. Bei zu erwartenden Einsätzen war damals die Anlaufstelle und Befehlsausgabestation das Gasthaus Rössle. Der Einsatzbefehl erfolge dort über Telefon in Verbindung mit einem Kradmelder. In Folge der zunehmenden Luftangriffe auf Stuttgart waren die Männer der Wehr seinerzeit oft tagelang im Stadtbezirk zu Löscharbeiten eingesetzt. Der endgültige Zusammenbruch beendete zunächst auch die bisherige Struktur der Feuerwehr. Das Tragen aller Art von Uniformen und die Bildung von militärähnlichen Organisationen wurde von den Alliierten grundsätzlich verboten.
Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg
Im Dezember 1945 hat die damalige Leitung der Berufsfeuerwehr Stuttgart die Notwendigkeit hervorgehoben, doch wieder den Übungsbetrieb der örtlichen Feuerwehren aufzunehmen. Dadurch war die Grundlage geschaffen, eine neue Wehr aufzubauen. Die Durchführung dieses Vorhabens war bei der seinerzeit gegebenen politischen und wirtschaftlichen Situation äußerst schwierig. Aus der damaligen Riedenberger Gesamtbevölkerung von insgesamt 812 Einwohnern zum Feuerwehrdienst geeignete Personen zu finden, war nach den vorliegenden Aufzeichnungen kaum möglich, zumal von der bisherigen Wehr infolge der Kriegsereignisse – und wegen mangelnder Bereitschaft – keine geeigneten Kräfte mehr zu Verfügung standen. Die über diese Zeit vorliegenden Unterlagen sind widersprüchlich. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass der eigentlichen Aufbau der Wehr und der damit verbundene ordentliche Dienstbetrieb aber erst im Jahre 1949 in Angriff genommen wurde.
Die erste Zeit der Aufbauphase war nicht einfach. Allein die Beschaffung von Ausrüstungsgegenständen und Uniformen brachte große Probleme. So mussten z.B. die benötigten Stiefel von den einzelnen Mitgliedern selbst erworben und bezahlt werden. Ungeachtet dessen wurden aus der Bevölkerung weitere junge Männer geworben und ausgebildet. Vom Kommando der Berufsfeuerwehr Stuttgart war seinerzeit mit der Ausbildung und als Verbindgasmann, Herr Brandmeister Kienzle, beauftragt. An Gerätschaften waren vorhanden: 1 Löschfahrzeug der Baugruppe LF 8 mit folgender Bestückung: 1 Standrohr, 1 Steckschlüssel, 2 Schachthaken, 2 C Strahlrohre, 1 B Strahlrohr, 3 Brandäxte, 1 Besen, 1 Schaufel, 1 Schrotsäge, 1 Spaten, 1 Kübelspritze, diverse Leinen, 1 vierteilige Steckleiter und 8 B Schläuche. Infolge der technischen Entwicklung und der damit verbundenen Modernisierung hat das erwähnte Löschfahrzeug den vom TÜV gestellten Anforderungen nicht mehr entsprochen. Es wurde im Jahre 1970 ausgemustert und durch ein LF-8, Fabrikat Mercedes, geschlossener Aufbau, Baujahr 1943 – bisher im Einsatz bei der Freiwilligen Feuerwehr Mühlhausen – ausgetauscht. Mit der Verpflichtung zur Teilnahme am Katastrophenschutz erhielt die Wehr im Jahre 1967 aus Beständen des Bundes zusätzlich 1 Tanklöschfahrzeug Unimog, TLF 8, welches im Februar 1991 durch ein Fahrzeug mit größerem Tankinhalt ersetzt wurde.
Schon seit Jahrzehnten bemühte sich die Wehr bei der Branddirektion Stuttgart um den Erhalt eines neuen Gerätehauses und Schulungsraumes, die den Bedürfnissen und durch den erhöhten Schulungsbedarf notwendigen Anforderungen entspricht. Diesem Wunsch konnte erste jetzt stattgegeben werden. Schulungen mussten deshalb in den von dem Kameraden Karl Dieterich in seinem Wohn- und Geschäftshaus zur Verfügung gestellten Räumen abgehalten werden. Dafür herzlichen Dank. Dieser Zustand war bis zum Jahre 1975 gegeben. 1975 konnte die Branddirektion vom Liegenschaftsamt Stuttgart den alten Schulraum (die Grundschule wurde nach Sillenbuch verlegt) anmieten und diesen der Wehr zur Verfügung stellen. Die Bedingung war, dass dieser Raum von uns in Eigenleistung entsprechend ausgebaut und mit dem erforderlichen Inventar bestückt wird. Den Hauptanteil dieser Arbeiten haben die Senioren Gehr und Bothner geleistet. Durch Vermittlung von Herrn Tank sind uns von der Brauerei Dinkelacker die Einrichtungsgegenstände kostenlos zur Verfügung gestellt worden. Infolge der in der Zwischenzeit erfolgten Gründung der Jugendfeuerwehr und er personellen Zunahme der aktiven Wehr entspricht diese Räumlichkeit nicht mehr den heutigen Erfordernissen.
[Auszug aus der Festschrift „75 Jahre Freiwillige Feuerwehr Riedenberg“]